Flugreisen mit Rollstuhl


Eine Urlaubsreise zu planen ist eine wunderbare Angelegenheit für viele Menschen. Der Wunsch nach Abenteuer, Erholung und Inspiration zieht sie in die Ferne. Dies gilt für Fussgänger und Fussgängerinnen sowie für Menschen mit eingeschränkter Mobilität gleichermassen. Für Letztere haben wir ein paar Tipps zu Flugreisen mit dem Rollstuhl zusammengestellt. Dabei fliessen langjährige eigene Erfahrungen mit ein.

Im Folgenden wird aus Gründen der besseren Lesbarkeit ausschliesslich die männliche Form benutzt. Es können dabei aber sowohl männliche als auch weibliche Personen und weitere Geschlechter gemeint sein.


Reiseplanung

Als Allererstes ist es nötig, sich damit auseinanderzusetzen, welches Reiseziel mit Rollstuhl sinnvoll und attraktiv ist. Insbesondere ist vor einer Buchung der Zugang zu öffentlichen Gebäuden (Museen, Sehenswürdigkeiten) und Restaurants sowie Geschäften zu prüfen. Dann gilt es zu klären, ob der öffentliche Verkehr mit Rollstuhl benutzt werden kann. Wesentlich für die Mobilität ist der Zustand der Bürgersteige (Qualität des Belags, evtl. Stufen oder zu steil).

Noch gibt es Städte und Länder, in denen man im Rollstuhl vielen Hindernissen begegnet, die einem die Freude verderben können. Nicht überall werden die Bedürfnisse von Menschen mit Beeinträchtigung berücksichtigt und dann ist die Barrierefreiheit vor Ort häufig nicht vorhanden oder oft nur sehr eingeschränkt. Hierzu einige Beispiele: Bürgersteige sind uneben (Lissabon), mit offenen Regenrinnen versehen (Kopenhagen), zu schmal (Paris), haben keine Absenkung zum Wechseln der Strassenseite (Saigon). Viele mittelalterliche Innenstädte sind mit grobem Kopfsteinpflaster versehen (Prag). Hier kommt es sehr darauf an, wie schüttelfest der Rollstuhlfahrer bzw. wie robust der Rollstuhl selbst ist. Auf dem Land können die Wege teilweise noch holpriger sein.

Betroffene sollten sich keinesfalls davor abschrecken lassen, eine Reise in Angriff zu nehmen. Entsprechende Vorbereitungen und etwas Planung erleichtern allerdings das Reisen mit Rollstuhl massiv und helfen bei der Vermeidung von ungemütlichen Situationen. In jedem Fall ist eine Reise mit Rollstuhl durchaus machbar und absolut lohnenswert. Idealerweise kennt man eine Person, die mit kritischem Blick das Reiseziel auf Rollstuhltauglichkeit vorher überprüft.

Vorgängig sollte man abklären, ob die Wege und Trottoirs an der Reisedestination für Rollstühle überhaupt geeignet sind. Sollte dies nicht der Fall sein, so könnte der Rollstuhl möglicherweise mit einem abnehmbaren Vorderrad geländetauglicher gemacht werden (z.B. in diesem Stil). Stellen Sie diesfalls unbedingt ein Kostenübernahmegesuch bei der IV. Bei der Buchung des Hotels ist natürlich ebenfalls auf die Rollstuhltauglichkeit des Zimmers zu achten. Wir empfehlen Ihnen, bei der Buchung eine Nachricht an das Hotel zu senden, wo sie auf die eingeschränkte Mobilität hinweisen. Am besten rufen Sie zusätzlich nochmals im Hotel an, um böse Überraschungen zu vermeiden.

Bei der Planung informieren Sie sich nach Bedarf vorgängig im Internet, ob bevorzugte Geschäfte, Restaurants, Museen und sonstige Einrichtungen barrierefrei sind. Ein kurzer Anruf beim Restaurant inkl. Reservation ist meistens die beste Lösung. Möglicherweise hilft Ihnen auch diese Interaktive Karte mit barrierefreien Orten.

Bereits bei Buchung des Fluges sollte man anmelden, dass man mit dem Rollstuhl unterwegs ist. Falls man dies verpasst, muss man die Airline mindestens 48 Stunden vor Abflug informieren. Befassen Sie sich bereits frühzeitig mit dem Transfer vom Flughafen zu Ihrem Hotel.


Am Abflugtag

Es empfiehlt sich, frühzeitig am Flughafen einzutreffen. Dort nimmt man Kontakt mit dem Assistenzdienstleister auf und bespricht das weitere Vorgehen. Nach Wunsch bekommt man eine Begleitperson zugeteilt, die einen auf dem Weg zum Abflug-Gate begleitet. Seien Sie ruhig selbstbewusst und teilen Sie den Flughafenmitarbeitern Ihre Bedürfnisse mit. Einige Mitarbeiter möchten gerne strikt ihrem Handbuch folgen, obwohl dieses in Ihrer Situation möglicherweise absolut sinnfrei wäre.

  • Security Check

Meistens wird man bevorzugt behandelt und man braucht sich nicht in die Warteschlange zu stellen. Die Sicherheitskontrolle ist genau gleich wie bei einer nicht behinderten Person. Das Sicherheitspersonal ist verpflichtet, die Person, die im Rollstuhl sitzt gründlich zu durchsuchen. Auch der Rollstuhl wird auf Sprengstoff oder Drogen gecheckt. Es ist zu empfehlen dabei gelassen zu bleiben und es mit Humor zu nehmen.

  • Boarding

Entweder wird man vom Gate von der persönlichen Begleitung oder vom Assistenzdienst über das Fingerdock direkt zum Flugzeugeinstieg geführt oder man wird mit dem Elevator (Lastwagen mit eingebautem Lift) zur Flugzeugtür gehoben. Im Flugzeug muss man den Rollstuhl verlassen und entweder zu Fuss oder mit einem Onboard-Rollstuhl zum Sitzplatz gelangen.

Nach der Landung erhält man den eigenen Rollstuhl wieder an der Flugzeugtür. Es empfiehlt sich, beim Einstieg nochmals darauf hinzuweisen, dass man den persönlichen Rollstuhl beim Ausstieg benötigt. Sonst wird der Rollstuhl evtl. mit dem Gepäck mitgegeben und steht erst beim Gepäckband wieder zur Verfügung.

Normalerweise wird man vor den anderen Passagieren an Bord gebracht und steigt nach der Landung auch als Letzter aus.


Fazit

Unsere Erfahrungen haben gezeigt, dass eine Flugreise auch mit Rollstuhl gut funktioniert. Vorausgesetzt man bereitet sich gut vor. Mit Gelassenheit und Humor lassen sich auch unerwartete Hindernisse bewältigen, denn das Flugpersonal und die Leute vom Assistenzdienst sind meistens sehr freundlich und hilfsbereit.


Weiterführende Informationen



Blog Rechtswissen.ch

Tina Balkow

Bloggerin bei Rechtswissen.ch

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